Schluss mit Lockdowns

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Schluss mit Lockdowns!

Weil die Lockdowns nicht wirken, werden sie verschärft. Chronik eines Irrsinns

So weit ist es gekommen: Zuallerst muss ich sagen, dass ich kein Corona-Leugner bin, nur weil ich die Maßnahmen zur Bekämpfung dieser gefährlichen Seuche kritisiere – wofür einen die herrschenden Medien gerne als Leugner abstempeln. Mich erinnert das an die Protestierenden gegen den überflüssigen Stuttgarter Bahnhof21 (den heute selbst die Bahn nicht mehr bauen würde). Auch diese klugen Leute wurden von einer sich selbst gleich geschalteten Presse als „Wutbürger“ diffamiert – und ihre fundierten Argumente wurden als persönliche Befindlichkeitsstörungen lächerlich gemacht.

Taiwan schaffte es ohne Lockdowns Ähnliches ist bei den Corona-Maßnahmen zu beobachten. Seit rund einem Jahr wütet bei uns die Seuche – und genau so lange hat unsere Politik darauf nur eine wesentliche Antwort: Reduzierung der Kontakte, was im Wesentlichen über mehr oder weniger harte staatliche Lockdowns durchgesetzt wird. Eine Strategie, über die der Journalist Jan Fleischhauer spottete: „Auch ein Baby kann einen Lockdown verhängen“. Und eine letztendlich gescheiterte Strategie, denn wir haben immer noch jede Woche viele tausend Tote, während Länder wie Australien, Neuseeland, Taiwan, angeblich sogar weite Teile Chinas, die Seuche unter Kontrolle haben – und das ohne umfassende Lockdowns und Impfungen.

Drei renommierte Experten warnen seit Monaten vor dieser einseitigen Verengung der Corona-Maßnahmen auf die Lockdowns: Franz Knieps, Chef des Verbandes der Betriebskrankenkassen – und als Abteilungsleiter im Gesundheitsministerium zu Zeiten von Gerhard Schröder natürlich auch mit Angela Merkel vertraut; Prof. Matthias Schrappe, Internist, ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung, der mit weiteren Experten (etwa Franz Knieps) bereits sieben kritische Thesenpapiere zur Corona-Politik verfasst hat; Prof. Wolfgang Streeck (nicht verwandt mit dem Virologen, aber mit ähnlicher inhaltlicher Ausrichtung), leitete als Soziologe das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, und ist Autor zahlreicher Publikationen.

Bunkermentalität im Bundeskanzleramt Natürlich lassen sich derartige Hochkaräter nicht mit simplen Totschlagargumenten wie „Wutbürger“ ausschalten. Da wird raffinierter vorgegangen, nämlich so, wie es Franz Knieps in einem Interview am 18.1.2021 mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) schildert: „Leider ist es nach wie vor so, dass insbesondere im Bundeskanzleramt eine Bunkermentalität vorherrscht. Dort wird allein auf Virologen gehört, und dann auch immer auf dieselben. Abweichende Ansichten oder Ratschläge anderer wissenschaftlicher Disziplinen werden bis heute ignoriert. Dabei ist gerade in schwierigen Zeiten wie diesen jede fachkundige Stimme dringend notwendig“.

Angela Merkel aber legt auf diese Stimmen keinen Wert, denn laut Knieps „gab es frühzeitig eine Bitte aus dem Umfeld der Kanzlerin, das (die Thesenpapiere, HL) zu beenden“, was der Gesundheitspolitiker aber eindrucksvoll konterte: „Ich habe Merkel mitteilen lassen, dass wir Bürger seien, keine Untertanen“.

Überdeutliche Worte, die ahnen lassen, wie verzweifelt diese Experten sind, dass ihre begründeten Argumente schlicht ignoriert werden. Das sind die wesentlichen Kritikpunkte der drei Experten:

O Falsche wissenschaftliche Begriffe Täglich werden wir mit einer Vielzahl von Fakten bombardiert, die aber leider oft nicht sonderlich aussagekräftig sind, wie Franz Knieps bei RND erläutert: „Es fängt schon an mit der völlig falschen Nutzung von wissenschaftlichen Begriffen. Das Wort Inzidenz beschreibt die Zahl der neu aufgetretenen Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Personengruppe in einem bestimmten Zeitraum. Die Zahl der positiv getesteten Menschen ist aber jeden Tag eine neue, zufällige Gruppe. Und wenn man gar nicht mehr testen würde, wäre Corona verschwunden. Das ist erkennbar Unsinn. Deshalb muss man richtigerweise von einer Melderate sprechen.“

Obwohl es offenbar Unsinn ist, hat es doch Methode, wird diese Inzidenz von den lammfrommen Medien wie eine Monstranz verehrt – und es ist ein fataler „Wettbewerb“ entstanden, wer den niedrigsten Wert anstrebt. Dazu Prof. Schrappe am 16. Januar 2021 im Kölner Stadtanzeiger: „Die Grenzwerte à la 50/100 000 sind in der Sache sinnlos. Und sie sind, vor allem im Winter, nicht erreichbar. Wie will man die Bevölkerung zum Mitmachen motivieren, wenn die Ziele illusorisch sind?“

O Keine verlässliche Datenbasis Es ist nicht zu glauben. Selbst nach einem Jahr Corona „wissen wir nichts über die Sozialstruktur des Infektionsgeschehens“, so Wolfgang Streeck in der FAZ vom 11. 1.2021. „Es gibt keine Zahlenbasis“, so Prof. Schrappe, und Franz Knieps präzisiert Kopf schüttelnd: „Es ist ein schweres Versäumnis, dass es ein Jahr nach Beginn der Pandemie immer noch keine Kohortenstudie gibt – also eine Untersuchung darüber, wie stark sich das Virus zu unterschiedlichen Zeitpunkten in einer bestimmten Gruppe ausgebreitet hat.

Folge dieses nicht wirklich erklärbaren Versäumnisses: Niemand weiß, wer was zum Infektionsgeschehen beiträgt – sind es die Kinder, der Personenverkehr, die Büros oder die Privatleute. Folge dieser selbst verursachten Ratlosigkeit: Alles wird dicht gemacht!

O Kein wirksamer Schutz der Alten Das größte Versäumnis aber, das alle drei Experten fassungslos geißeln: Der Schutz der Alten wurde massiv versäumt. „Es war sehr früh klar, dass es sich um eine Epidemie der Alten handelt“, so Gesundheitspolitiker Knieps. „Statt sich aber im Sommer sehr gezielt mit speziellen Präventionsprogrammen für die Risikogruppen auf den Herbst und den Winter vorzubereiten, werden Lockdowns aneinandergereiht, welche die Älteren nicht schützen. Ende 2020 waren 88 Prozent der Corona-Toten über 70 Jahre alt“. Entsetzt konstatiert Wolfgang Streeck in seinem FAZ-Beitrag: „Man muss das wohl für einen Riesenskandal halten – nicht zuletzt, weil der Anteil der Bewohner in den Heimen an den Todesfällen in der zweiten Welle noch höher zu sein scheint als in der ersten“.

Ja, ein „Riesenskandal“ – und einer, an dem die Kanzlerin mit ihrem verantwortungslosen Gerede einen erheblichen Anteil hat. Denn sie diskreditierte die Maßnahmen zum Schutz dieser höchst vulnerablen Gruppe als „Wegsperren“. Nur: Wären die Alten geschützt worden, würden sie wenigstens noch leben. Wie der Schutz der älteren Mitbürger menschlich und wirksam organisiert werden kann, zeigt vorbildlich der „Tübinger Weg“, der wesentlich von der Ärztin Lisa Federle initiiert und von Oberbürgermeister Boris Palmer getragen wird. Über diesen Weg berichtet begeistert das einflussreiche Wall Street Journal – was aber in Berlin offensichtlich nicht gelesen wird.

Weiteres liegt dramatisch im Argen, so Franz Knieps beim RND: „Uns wurde berichtet, dass das Leasingpersonal oder externe Dienstleister in Heimen oft nicht getestet werden. Damit werden Menschen in unverantwortlicher Weise gefährdet. Völlig unter dem Radar ist weiterhin die ambulante Pflege mit immerhin vier Millionen Menschen. Hier fehlt es nicht nur an Tests, sondern nach wie vor auch an Schutzausrüstung. Das ist unfassbar“.

Schlittelnde Kinder jagen statt Altenheime schützen Ja, das ist wirklich unfassbar, wenn ich sehe, wie im Sauerland berittene Polizei Schlitten fahrende Kinder jagt – anstatt sich in den Altenheimen nützlich zu machen.

Wie soll das enden? Schließlich haben die Lockdowns verheerende psychische und wirtschaftliche Folgen, so sind etwa die Gastronomie und die Kultur in ihrer Existenz gefährdet. Fast flehend bittet Matthias Schrappe im Kölner Stadtanzeiger: „Es ist Zeit für ein Innehalten der Politik. Zeit, einzugestehen, dass ein falscher Weg eingeschlagen wurde. Zeit für neue Ideen und Wege“.

Nur, wer soll diese Wege weisen? In der jetzigen verfahrenen Situation kann das allein die Kanzlerin – und sie hat bei der Atom- und der Flüchtlingspolitik gezeigt, dass sie zu radikalen Kehrtwendungen in der Lage ist, natürlich ohne etwas einzugestehen. Das ist auch nicht notwendig, es reicht, zwei einfache Ratschläge von Prof. Wolfgang Streeck zu befolgen: Die Altenheime virenfest machen. Und Hausärzte sollen ihre vorerkrankten Stammpatienten einbestellen und „ins Gebet nehmen“.

Angela Merkel kann es richten Dann, so Streeck fast schon zu hoffnungsfroh, „würde die wichtigste Begründung für die ewigen Lockdowns entfallen“. Dass es so kommt, ist nicht ausgeschlossen. Schließlich wäre es die einzige Chance, dass Angela Merkel ihre lange Kanzlerschaft erfolgreich abschließen kann.

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