Frische Frühlings-Fitness
Die ersten zarten grünen Blätter schmecken köstlich und sind höchst vital
Voller Freude warte ich immer, bis endlich das erste Grün aus der Erde, aus den Zweigen sprießt. Besonders gespannt bin ich dieses Jahr, wo die tückischen Viren einen lähmenden Schleier über uns gelegt haben. Was liegt da näher, als durch die wenigen noch unberührten Flure zu streifen und von den herzförmigen Blättchen des Scharbockskrauts zu naschen, auf dass die Frühjahrsmüdigkeit verfliege und mit ihr die trüben Gedanken. Eine wahre Vitamin-C-Bombe ist das Ranunculus ficaria, was auch das Blut reinigt – und uns von innen reinigt. Bitte nicht mehr sammeln, wenn das Kraut gelbe Blüten trägt, da sonst leichte Schleimhautreizungen möglich sind.
Vertragen sich: Bärlauch und Scharbockskraut
Wo das Scharbockskraut wächst, ist oft auch der Bärlauch mit seinen lanzettigen Blättern nicht weit. Dieses Liliengewächs duftet wie Knoblauch – nur ohne die berüchtigte „Fahne“. Eine wahre Apotheke der Natur ist auch dieses Kraut, „hilft aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften bei Magen- und Darmstörungen, senkt den Blutdruck, den zu hohen Cholesterinspiegel, wirkt Gefäßverkalkung entgegen und ist von daher ein hervorragendes Mittel zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall“.
Das schreibt Guido Fleischhauer in seinem hervorragenden Buch „Essbare Wildpflanzen“. Aber nicht nur Bärlauch und Scharbockskraut habe ich auf meiner kürzlichen Exkursion gefunden, sondern noch weitere fünf grüne Kraftprotze, deren wichtigste Gesundwirkungen ich hier, wieder nach Fleischhauer, kurz aufführe. Wobei zu bedenken ist: Solche Kräuter sind keine speziellen Medikamente, sondern sie bergen ein breites, präventives Spektrum, wie etwa die Brennessel, die nicht nur blutbildend ist, sondern auch als veritables Aphrodisiakum gilt.
Schmeckt und wirkt: Apotheke der Natur
Bärlauch: Entgifter, Entschlacker
Scharbockskraut: Vitamin C-Spender, Aufwecker
Brennessel: Blutreinigerin, Liebeszauberin
Giersch: Gichtbremser, Säurebinder
Löwenzahn: Leberstärker, Verdauungsförderer
Holunder: Entzündungshemmer, Fiebersenker
Brombeerblätter: Zuckerbalancierer, Bronchienstärker
Was ist zu beachten: Möglichst morgens sammeln, da strotzen die Pflanzen vor Kraft. Möglichst abseits von Wegen sammeln. Möglichst nur so viel entnehmen, dass die Population nicht gefährdet wird. Möglichst sich nicht festlegen, sondern das sammeln, was gerade wächst – also könnte derzeit auch Sauerampfer und Schafgarbe dabei sein. Am Wichtigsten aber ist: Nur das sammeln, was mit absoluter Sicherheit erkannt wird. Denn Bärlauch lässt sich theoretisch mit dem giftigen Maiglöckchen und gar mit der absolut tödlichen Herbstzeitlosen verwechseln. Wobei: Bärlauch riecht immer intensiv – und er hat immer einen Stiel.
Wie verwenden? Möglichst frisch, direkt nach dem Sammeln die Kräuter sorgfältig waschen und dann eine Art Pesto bereiten mit: 5 Handvoll Kräutern, wobei Holunder und Brombeerblätter gering zu dosieren sind; 1 EL Quark, 2 EL Yoghurt; Saft einer Biozitrone, plus deren Abrieb; 2 EL Leinöl, 1 EL Walnussöl, 1 TL Balsamico; 5 frisch aufgebrochene Walnüsse; schwarzer Pfeffer, wenig Salz. Alles zu einem feinen Pesto mixen, sofort genießen, etwa unter Spaghetti ziehen. Den Rest in Gläser füllen und maximal einen Tag im Kühlschrank aufbewahren. Übrigens: Die Walnüsse sind willkommene Ballaststoffe, die den Darm stärken, was mögliche Corona-Infektionen sanfter verlaufen lassen soll.
Verdienter Lohn der Mühe: Wildkräuterpesto
Eine Anmerkung sei gestattet: In „Essbare Wildpflanzen“ heißt es beim Scharbockskraut: „Der aus den Wurzelknöllchen gepresste Saft soll bei den durch Viren verursachten Feigwarzen helfen“. Viren, da horche ich auf: Könnte es nicht sein, dass auch in der Apotheke der Natur noch viele Stoffe schlummern, welche bei der Eindämmung der Pandemie sanft helfen? Könnte es nicht sein, dass es sehr sinnvoll wäre, einen kleinen Teil der gewaltigen Forschungsgelder für Medikamente und Impfstoffe dafür zu verwenden, der Natur ihre heilenden Geheimnisse zu entlocken?
Illusionen sind das natürlich, die noch nicht in die Zeit passen. Wichtiger als das ist erst einmal, dass Sie Lust bekommen auf die Apotheke der Natur, die nicht nur heilt, sondern vor allem auch: Köstlich mundet!