La Société: Relaxed
Der Traditionsadresse im Kölner Studentenviertel gelingt elegant der Spagat zwischen lockerer Atmosphäre und bestem Küchenhandwerk
Hier stimmt einfach vieles: Ein länglicher Raum, dessen Tische jeweils so geschickt gestellt sind, dass das Restaurant immer gut besetzt wirkt. Eine französisch grundierte Küche, die ihren Michelin-Stern mehr als rechtfertigt. Ein zugewandter Service, der eine entspannte Stimmung mit hoher Professionalität verbindet. Ein kleines Manko könnte sein: Billig ist es nicht.
Klein, fein und Stern-geschmückt: Lohnende Gourmet-Adresse
Die Karte ist übersichtlich: Es gibt lediglich ein Menü in fünf, sechs oder sieben Gängen, auf Wunsch auch vegetarisch. Wir wählen den Sechser für 330 Euro zu zweit, plus die sehr spannende Weinbegleitung – und zahlen am Schluss rund 570 Euro. Rund 500 Euro sind es für Zwei praktisch immer. Immerhin: Inzwischen gibt es mittags am Samstag, Sonntag und Montag ein preisgünstigeres Angebot.
Das Abendmenü startet mit witzigen und winzigen Kleinigkeiten sowie sehr guter Butter und ausgezeichnetem Brot. Erster richtiger Gang ist eine Jakobsmuschel, die von einer scheinbar wilden Entourage begleitet wird, die aber bestens harmoniert: Topinambur, Fingerlimes (schmecken ähnlich wie Limetten) sowie eine Vinaigrette von Stachelbeeren und Holunderblütenöl.
Topinambur und Fingerlimes begleiten gekonnt: Jakobsmuschel
Ein Teller, der typisch ist – sowohl für das Societe wie für die Spitzengastronomie überhaupt: Sehr viel edles Porzellan, sehr wenig edles Produkt. Aber immerhin ein Stück ausgezeichneter Zander aus dem IJsselmeer, gekrönt wahrscheinlich von einem geräucherten Aal. Habs nicht aufgeschrieben, weil ich mich auf die leider lückenhafte Beschreibung verlassen habe.
Schwimmt in einem herrlich intensiven Fond: Zander
Spannend auch die beiden folgenden Gänge: Ein geröstetes Kalbsbries, das in Nussbutter gebraten ist. Schmeckt prächtig, nur leicht zu mächtig. Besser da schon der vegetarische Gang, eine Karotte, die vor allem geeist begeistert.
Nun aber endlich der Höhepunkt des Menüs, der kurz angeräucherte Rehrücken, den eine gebratene Gänseleber erstaunlich kongenial begleitet. Das herrliche Wildstück ist genial auf dem Punkt, großartig. Auch der leicht säuerliche Muskatkürbis fügt sich zusammen mit dem elegant intensiven Sud wunderbar ins begeisternde Gourmetgemälde.
Gewagt, aber gewonnen: Rehrücken mit Gänseleber
Leon Hofmockel heißt der kreative Küchenchef, den ich an Silvester kennen lernen durfte. Bei meinem jüngsten Besuch war er nicht da, was aber nichts ausmachte. Seine Mitköche vertraten ihn glänzend. Und im Service begeisterte mit Nils Weißenberg ein 23-jähriger Kölner mit fundiertem Weinwissen.
Ein Sonderlob verdient überhaupt die Weinbegleitung, die hier keine Resterampe für sonst unverkäufliche Tropfen ist. Im Gedächtnis bleiben ein weißer Naturwein aus Frankreich, ein sehr spannender Riesling ausgerechnet aus Kanada – und ein herrlich gereifter 2018er Spätburgunder von Bernhard Huber aus dem Badischen.
Fazit: Zugängliche Sternegastronomie, die Freude bereitet.
„La Société“, Kyffhäuserstraße 53, 50 674 Köln, 0221/23 24 64. Außer Dienstag und Mittwoch täglich geöffnet, also auch am Sonntag. www.restaurant-lasociete.de
Höhepunkt einer spannenden Weinbegleitung: Badischer Spätburgunder