Sonnora: Geerdeter Luxus

Sonnora: Geerdeter Luxus 979 803


Sonnora: Geerdeter Luxus

In der tiefsten Eifel thront das „Waldhotel Sonnora“. Hier wird allerbeste Küche in zwangloser Atmosphäre serviert.

Seit Jahrzehnten kenne ich das Hotel Sonnora, wo der legendäre Koch Helmut Thieltges bis zu seinem Tod 2017 drei Sterne verteidigte. Ein Kunststück, das auch sein Nachfolger Clemens Rambichler erfolgreich wiederholt. Der frühere Sous Chef hat das Hotel gekauft und behutsam modernisiert. Höchste Zeit also, diesen sympathischen Familienbetrieb wieder zu besuchen.

Es grünt so grün: „Sonnora“

Eine Folge hinreissender kulinarischer Kleinigkeiten eröffnet das Menu für 285 Euro, ohne Dessert. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine topfrische Auster, verfeinert mit Kaviar und schlichten Blättern von Kopfsalat. Aber auch die Kombination aus Algen, Krebs, Grapefruit und einem genau dosierten Hauch Ingwer lässt an das legendäre Amuse Bouche Menu von Dieter Müller denken.

Perfekt in Szene gesetzt: Frischeste Auster

Der erste Gang wirkt auf den ersten Blick ungeheuer mächtig: Denn assembliert werden Gänseleber, geräucherter Aal und schwarzer Trüffel. Dass das alles trotzdem nicht nur höchst intensiv schmeckt, sondern auch einigermassen verträglich ist, liegt an frischen Salatblättern, Schnittlauch und einer Vinaigrette von Champagner-Essig.

Mächtig, trotzdem einigermaßen verträglich: Gänseleber

Wieder so ein Gang, wo sich raffiniertestes Meeresgetier mit einem urdeutschen Küchenklassiker verbindet: Eine Langustine mit gratiniertem Kalbskopf – und alles wird in den kulinarischen Himmel gehoben durch eine orientalische Gewürz-Nage, frischem Yuzu und Melone.

Dass das Gericht so wunderbar mundet, liegt ganz stark an der überwältigenden Qualität des Meeresbewohners. Und das wiederum ist einem Luxemburger Fischhändler zu verdanken, der auch die beiden anderen Moseldreisterner beliefert, nämlich Christian Bau in Perl und die Familie Schanz vom gleichnamigen Restaurant in Piesport an der Mittelmosel. Übrigens: Die drei familiengeführten Betriebe schlagen sogar die Gourmetmetropolen Düsseldorf und Köln, die auf höchste kulinarische Weihen verzichten müssen.

Eine Gewürzmischung verbindet Gegensätzliches: Langustine und Kalbskopf

„Kleiner Eintopf von Hummer aus Saint Malo“, so wird der nächste Gang annonciert. Eintopf, welche Untertreibung für ein wiederum wunderbares Fischgericht, das Raffiniertes mit Bodenständigem kombiniert. Da sind zum einen perfekte Hummerstückchen und zum anderen Bohnen, Endivie, geschmorter Chicoreé, eingelegte Birne und Lauchöl. Wobei dieses rustikale Beiwerk nicht wirklich schmeckbar ist, wohinter vielleicht sogar Absicht steckt.

Das alles sieht auf dem Foto ganz nett aus, mehr aber auch nicht. Hier wird ganz auf den guten Geschmack hin gekocht und nicht für Instagram-Likes. Recht so!

Birnen, Bohnen. Aber statt Speck lieber Hummer

Noch so ein grandioser Fischgang, der einen mitten in der Eifel vom Atlantik träumen lässt: Ein herrlich saftiger Steinbutt, standesgemäß akkompagniert von kleinen Muscheln, Orange, Fenchel und als besonderer Clou: Wunderbarer alter Vermouth. Besser geht´s nicht, auch nicht am Meer.

Praktisch alle Gerichte beruhen ganz stark auf besten französischen Viktualien. Nur der abschließende Rehrücken war aus der nahen Eifel. Leider war er nicht ganz abgehangen und leicht zäh. Fast schon beruhigend, dass auch bei einer solchen Topadresse so ein Lapsus passiert. Locker ausgewetzt wird diese Scharte von einer fulminanten Auswahl bestens gereifter Käse, wobei ich französische präferiere.

Von frischesten Schalentieren souverän begleitet: Steinbutt

Unbedingt zu empfehlen ist die Weinbegleitung für 135 Euro. Sie begeistert mit vielen ausgesuchten Tropfen wie etwa einem prächtigen 2018 Burgunder der Domaine Heresztyn-Mazzini. Aber auch ein gereifter 2014er Riesling vom führenden Moselwinzer Markus Molitor lässt die Herzen höher schlagen. Hier ist eindeutig die Handschrift von Magdalena Rambichler zu spüren, der ehemaligen Sommeliere, die jetzt als Chefin den ungemein warmherzigen Service dirigiert. Hier stimmt einfach alles, die gastliche Atmosphäre, der elegante Rahmen bis hin zur perfekten Taktung der einzelnen Gänge.

Fazit: Wer große Küche in entspanntem Rahmen genießen will, wird im Sonnora glücklich.

Waldhotel Sonnora. Montag, Dienstag, Mittwoch geschlossen. Am Donnerstag ist abends, Freitag, Samstag und Sonntag ist mittags und abends geöffnet. www.hotel-sonnora.de

Bestens gereifter Burgunder: 2018er Gevrey-Chambertin

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