„Pöttgen“: Traditionell
Seit 1907 serviert das familiengeführte Kölner Traditionsgasthaus gutbürgerliche Küche aus einer umfangreichen Karte. Sehr freundlicher Service.
Ein Wunder, dass es sowas noch gibt: Ein Traditionsgasthaus, das seit fast 120 Jahren in Familienbesitz ist, und wo der Inhaber Wolfgang Pöttgen noch selbst mittags und abends am Herd steht. Die Karte bietet mit über 60 Gerichten einen Querschnitt durch deutsche Küchenklassiker wie Königin Pastetchen, Erbsensuppe, Nierchen und natürlich alle Varianten von Steaks.
Institution in Köln-Ehrenfeld: „Pöttgen“
Aber nicht nur heimische Klassiker gibt es, sondern auch eine wunderbar intensive Bretonische Fischsuppe ohne Einlage nach dem legendären Kölner Sternekoch Claude Bado. Stilecht werden dazu gereicht Sauce Rouille, geriebener Käse und Croutons. Ein herrliches Essvergnügen, das 8,80 Euro kostet, und das allein schon die Reise in den aufstrebenden Stadtteil Ehrenfeld lohnt.
Perfekt zur Fischsuppe: Rouille, Käse und Croutons
Erfreulich: Neben dem Kölner Klassiker Kölsch (von Gaffel) wird auch ein perfekt gezapftes Rothaus-Pils aus meiner Schwarzwälder Heimat serviert.
Auch einige ordentliche Weine stehen zur Wahl wie ein erfreulich trockener Riesling vom Rheingauer Weingut Graf von Schönborn für 19 Euro der halbe Liter. Ein Paradies ist das Pöttgen für Liebhaber von Spirituosen. Es lohnt sich sehr, einen Blick in die spezielle Karte zu werfen, welche der äußerst zugewandte weibliche Service gerne reicht. Dort entdecke ich die seltene Spezialität Topinambur, gebrannt aus der gleichnamigen Erdfrucht, die sehr magenfreundlich ist und den Blutzucker sanft in schickliche Bahnen lenkt.
Eines der besten deutschen Biere: Rothaus
Erstaunlich wie sehr das meiste aus der fast schon zu umfangreichen Karte gelingt. So ist etwa die Königin Pastete mit einer Füllung aus Ragout fin von der Hähnchenbrust und Champignons ein Gedicht. Etwas zu trocken das Wiener Schnitzel, während Cordon bleu aus dem Kalbsrücken für 28,20 Euro herrlich saftig gelingt. Ausgezeichnet auch das „Innenleben“ mit gutem Allgäuer Emmentaler und gekochtem Schinken. Dazu eine viel zu große Menge ordentlicher Pommes und, ach ja, Gemüse als vorgefertigtes, ungewürztes Convenience. Irgendwie passend zu einer Karte mit fast ausschließlich Fleisch, die wohl nach dem Grundsatz arbeitet Fleisch ist mein Gemüse.
Leider nicht probieren (war zu viel) konnte ich die verlockenden Desserts für durchgehend drei! Euro, etwa das Grand Marnier Eisparfait mit Sahne. Wird nachgeholt!
Gute Panierung, saftiges Fleisch: Cordon bleu
Glücklich bin ich immer wieder in einem Restaurant wie dem Pöttgen, das auf so eine lange Tradition zurückblicken kann – und gleichzeitig vital im Jetzt agiert. Das ist wohl vor allem dem derzeitigen Inhaber Wolfgang Pöttgen zu verdanken, der nach getaner Kocharbeit mit Stammgästen am Tresen sitzt.
Phänomenal: Das Gasthaus hat lediglich am Montag zu, sonst ist mittags und abends geöffnet. Die viel beschworene Krise der Gastronomie scheint um das Pöttgen einen Bogen zu machen.
„Pöttgen“, Landmannstraße 19, 50 825 Köln-Ehrenfeld. 0221/55 52 46. www.restaurant-poettgen.com
Herz des Traditionsgasthauses: Tresen