Le Moissonnier: Mon Dieu

Le Moissonnier: Mon Dieu 1651 2560

Le Moissonnier: Mon Dieu

Das Kult-Gasthaus hat sich klug entwickelt: Nur noch mittags offen, die Gerichte sind entschlackt. Alles ist weniger hektisch. Ein Gewinn für Gäste und Gastgeber

Es gibt Gasthäuser, die sind mehr als Gasthäuser. Sie sind Teil des Lebens. Für mich gehört das „Le Moissonnier“ im Kölner Agnesviertel in diese Kategorie. Seit seiner Eröffnung vor fast 40 Jahren besuchte ich viele Dutzend Male das bistrotartige Etablissement in der unspektakulären Krefelder Straße. Gab es anfangs eine eher schlichte französische Landküche, kochte der ebenfalls fast so lange wirkende Küchenchef Eric Menchon immer raffinierter, hielt über lange Zeit souverän zwei Michelin-Sterne.

Doch vergangenen Sommer beendeten Vincent und Liliane Moissonnier dieses stressige Kapitel, beendeten die aufwendigen Inszenierungen mit einem Teller, um den sich weitere Teller gruppierten, für deren Abfolge eine genaue Choreographie angesagt wurde, die den Charakter eines Schnittmusterbogens hatte.

Vertraut: Bistrot-Ambiente im Gastraum

Kaum Veränderungen sind im gemütlichen, eng gestellten Interieur zu konstatieren, außer dass es jetzt auch Plätze am Tresen gibt. Aus der klug konzipierten Aperitif-Karte mit seltenen Spezialitäten wähle ich einen gereiften Wermouth mit würzigen Anis-Noten für 11,50 Euro. Ein exzellenter Klassiker ist die höchst intensive Fischsuppe für 13,50 Euro, die ich mit frisch geriebenem Emmentaler und einer traumhaft milden Aioli-Creme verfeinere.

Aus der inzwischen eigenen Karte mit Meeresfrüchten wählen wir sechs Austern für insgesamt 38 Euro. Besonders begeistern uns die Baby Kys mit ihrem zarten Aroma. Geöffnet werden die Muschelgewächse höchst routiniert von Vincent Moissonnier himself der für alle sichtbar am Tresen werkelt. Auf die bestens vor allem mit Gewächsen der Grande Nation bestückte Weinkarte verzichten wir, weil mittags, und lassen uns offene Tropfen empfehlen. Spannend ein Weißer mit Naturweinanklängen und ein störrischer Roter aus Burgund.

Unser kleiner und feiner Favorit: Baby Kis

Als Hauptgericht wählen wir einen Fisch- und einen Fleischgang. Der Fisch ist ein wild gefangener Kabeljau aus Island, der perfekt auf den saftigen Punkt gegart wird. Beim Fleischgang bin ich auf die Täubchenbrust aus Mont Royal (was ein wunderbarer Ortsname) bei Toulouse gespannt. Als orientalisch wird die Zubereitung annonciert – und in der Tat entführen die Gewürze auf dem Fleisch und in dem grandios intensiven Sud sanft in die Welten von 1001er Nacht. Herrlich zart ist das Fleisch, ohne latschig zu sein. Zusammen mit dem Couscous, das elegant mit Orangenblütenwasser parfümiert wurde, ist das ein absolut perfektes Gericht. Es wird daher nur eine Zeitfrage sein, bis wieder mindestens ein Stern über Kölns sympathischster Kneipe leuchtet.

Alles bestens also? Fast, denn die Portion für 49 Euro ist doch grenzwertig klein.

Kleine Portion, großer Geschmack: Täubchenbrust

Ob´s Kalkül ist oder Zufall. Jedenfalls verspüre ich nach dem Hauptgang noch eine deutliche Lust auf Käse, vor allem wenn er vom formidablen Meister Antony aus dem elsässischen Ferrette stammt, einem leidenschaftlichen und geschäftstüchtigen Affineur, den ich einmal kennen lernen durfte. Alle vier Käse für 11 Euro sind hervorragend gepflegt. Als exzellent ragen dabei die beiden unteren heraus, die süchtig schmelzende Ziege und der herrlich intensive Roquefort.

Kleines Wunder: Mit dem Käse blüht der dazu gereichte, zuvor völlig verschlossene Bordeaux plötzlich auf, wird zum perfekten Essensbegleiter.

Herausragende französische Käsekultur: Antony

Angenehm: Dauerte früher das Mittagsmenue auch schon einmal knapp vier Stunden, ist jetzt nach rund zwei Stunden Schluss. Eine heitere Gelassenheit herrscht in dem Lokal, es fühlt sich an wie beim Italiener um die Ecke. Küsschen werden verteilt, Stammgäste begrüßen sich, die Wirtsleute strahlen. Mon dieu, hoffentlich können Vincent und Liliane Moissonnier sowie der souveräne Koch Eric Menchon uns noch viele kulinarische Sternstunden bescheren!

Le Moissonnier, Krefelder Straße 25, 50 670 Köln. 0221/72 94 79. Dienstag bis Samstag von 12 Uhr bis 15/16 Uhr http://www.lemoissonnier.de

Stammgast und zufriedener Kneipier Vincent Moissonnier

Privacy Preferences

When you visit our website, it may store information through your browser from specific services, usually in the form of cookies. Here you can change your Privacy preferences. It is worth noting that blocking some types of cookies may impact your experience on our website and the services we are able to offer.

Diese Website benutzt Cookies. Wenn du die Website weiter nutzt, gehen wir von deinem Einverständnis aus.