L´Essentiel: Landlust

L´Essentiel: Landlust 768 1024

L´Essentiel: Landlust

Inmitten von Feldern südlich von Brüssel liegt das elegante Restaurant, wo eine belgische Spitzenküche von einem engagierten Team serviert wird

Wer das Essentiel besuchen will, braucht ein Auto. Dann dauert es rund zweieinhalb Stunden von Köln aus an Lüttich vorbei zum Landgasthof in einer ehemaligen Gerberei. Dort, nahe der wallonischen Hauptstadt Namur, locken geschickt renovierte Räume und vor allem ein Speisezimmer, das einen wunderbaren Blick ins Grüne erlaubt. Besonders in lauschigen Sommernächten ein Traum von Landlust.

Weiden gegenüber vom Essentiel: Ziegen

Mit herrlich weinigem, in sehr feinen Gläsern servierten Champagner von Pascal Doquet für gastfreundliche zwölf Euro starten wir in das viergängige Menü, das knapp 70 Euro kostet. Bei den zum Schampus gereichten Kleinigkeiten begeistert uns besonders die Gänseleberzubereitung, die von links an zweiter Stelle den Genießer lockt. Genau so wie die gereichten Delikatessen erfreut auch die Aussicht in den prächtigen Garten des Hotels.

Wie Gott in Belgien: Champagner vor Gartenpanorama

Der erste reguläre Gang des Menüs ist fein gehacktes Kalbfleisch, das von einer marinierten Auster gekrönt wird und von einem dünnen Spargelstreifen zusammen gehalten wird. Das Fleisch schmeckt sehr fein, die Auster verblasst geschmacklich leider leicht. Dafür glänzt um so mehr der gereifte 2015er Chablis von Claude et Romain Bessin für unter 100 Euro. Es sind solch rare Tropfen, die es bei uns kaum noch gibt, die ebenfalls einen Besuch bei den sympathischen Nachbarn ans Herz legen.

Bestes Kalbfleisch, gekrönt von einer marinierten Auster

Sehr raffiniert der nächste Gang. Da wird Seeteufel mit Pflanzenkohle kombiniert. Lauch trifft sich zum Stelldichein mit Algen, Salicornes und Essenzen der Muschel. Standesgemäß sekundiert wird diese imposante Parade von einer Emulsion aus Kaffirblättern und Chlorophyllöl. Das alles ist stimmig und hinreißend wohlschmeckend, nur der Seeteufel hat ein paar Momente zu viel Hitze abbekommen.

Kreative Kombination, nicht ganz perfekt realisiert: Seeteufel

Dass dieses angenehme Restaurant zu recht mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist, beweist der Hauptgang: Eine Taube aus dem berühmten Gebiet von Anjou, wobei insbesonders die Schenkel speziell lackiert und geräuchert wurden – und die anderen Teile perfekt auf den saftigen Punkt gebraten wurden. Allein dieses Gericht lohnt den weiten Weg. Genau so lohnend ist aber auch der herzliche Service dieses familiären Restaurants, das an den vier geöffneten Tagen deshalb zumeist mittags und abends ausgebucht ist.

Perfekt zubereitet: Taube aus dem berühmten Anjou

Ein kleines Landhaus in rund 15 Fußminuten Entfernung mit vier stilvollen Zimmern gehört zum Restaurant. Ein kleines Juwel mit nur einem Makel: Überall gibt es kleine Treppen, aber nirgends Haltegriffe. Das Hotel kann nicht separat, sondern nur in Kombination mit dem Essen gebucht werden. Für uns hat sich die Sache so dargestellt: Für zwei Personen haben wir für das Menü, die ausgezeichneten Weine und das Zimmer rund 500 Euro aufgewendet – ein wie ich finde angemessener Preis.

Fazit: Eine gehobene Landhausküche in einem sehr eleganten Rahmen und einem äußerst liebenswürdigen Service. Aber, wie gesagt: Nur mit Auto.

L´Essentiel, rue Roger Clement 32, 5020 Temploux bei Namur: Mittwoch bis Samstag mittags und abends geöffnet. +3281/56 86 16. www.lessentiel.be

Vier Zimmer mit einem großen Garten: Landhaus

 

 

 

 

 

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