Scherz: Austria-Klassik

Scherz: Austria-Klassik 1024 768

Scherz: Austria-Klassik

Das sympathische Kölner Gasthaus serviert eine bodenständige österreichische Küche – mit ein paar kleinen Schwächen  

Schon lange kenne ich den Koch und Wirt Michael Scherz, der ganz früher ein kleines gemütliches Restaurant führte. Seit vielen Jahren hat er nun nicht weit entfernt davon in der belebten Luxemburger Straße ein richtig großes Gasthaus mit einer einladenden Terrasse. Geschmackvoll eingerichtet ist der ausgedehnte Speisesaal, der auf mich fast ein wenig zu üppig dimensioniert wirkt – vor allem wenn das Ganze wie bei meinem Besuch an einem Donnerstag Abend überschaubar besetzt ist.

Ein ganz starker Pluspunkt ist der angenehme Service, der äußerst freundlich und kompetent agiert.

Schön gestaltet, aber ein wenig zu groß: Scherz-Speisesaal

Eine interessante Aperitif-Karte steht auf dem Tisch – und aus der wähle ich einen österreichischen Verjus, also einen mild säuerlichen, alkoholfreien Traubentrunk mit Tonic für 6 Euro. Eine gute Einstimmung auf die Gerichte. Bei der überschaubar kleinen Karte bin ich begeistert vom ersten Gang, einem hocharomatischen Tafelspitzsud mit einem fluffigen Griesknödel und einem festen, aber ungemein geschmacksintensiven Leberknödel. Das ist beste Kochkunst aus der Alpenrepublik für 11 Euro.

Erwähnenswert auch die breite Auswahl an bestens gebackenen Broten.

Vortreffliche Austria-Küche: Tafelspitzbouillon mit Knödeln

Eingelegte Gemüse, Bohnen und Möhren bereichern einen knackfrischen Salat, der korrekt angemacht ist und mit 12 Euro fair bepreist ist. Ein großer Fan der spannenden österreichischen Weine bin ich und wähle aus der bestens bestückten Karte einen Grünen Veltliner aus der Wachau. Das ist ein ordentlicher 13-prozentiger Tropfen, dem es ein klein wenig an Finesse fehlt, der mit 51 Euro zwar kein Schnäppchen, aber einigermaßen fair kalkuliert ist.

Erfreulich: Einen exzellenten Musikgeschmack besitzt Michael Scherz. Ich vernehme Eric Burdon, Bob Dylan und die Klassiker der Beatles. Gerne hätte ich es lauter gehört, aber ich bin ja nicht der Maßstab.

Ein guter Essensbegleiter: 2022er Grüner Veltliner

Begeistert war ich, als der Service außerhalb der normalen Karte Milchzicklein annoncierte. Seitdem ich als Kind beim Opa, der eigene Ziegen hatte, dieses geschmacksintensive Fleisch schätzen gelernt habe, bestelle ich es immer, wenn es irgendwo offeriert wird. Leider wurden meine hochfliegenden Erwartungen nicht erfüllt. Das Fleisch war trocken, schmeckte wie aufgewärmt. Immerhin waren die Pfifferlinge und der Kartoffelstock von bewährter Qualität. Wobei das Gericht mit 19 Euro ganz gewiss nicht überteuert war.

Erst dachte ich, dass der Koch gar nicht da ist. Aber dann wurde ich Michael Scherz vorgestellt, und der Vorarlberger hat immer noch diesen gewinnenden Charme – und es fiel mir natürlich nicht im Traum ein, wegen einem misslungenen Gericht an so einem verdienten Gastronomen herumzumäkeln.

Fazit: Ordentliche österreichische Küche, der etwas mehr Sorgfalt gut täte.

Empfehlung: Makellose Qualität im ebenfalls österreichischen Essers mit der charismatischen Wirtin Iris.

Gasthaus Scherz, Luxemburger Straße 256, 50 937 Köln. Mittwoch bis Samstag ab 17 Uhr, Sonntag von 12 bis 20 Uhr. 0221/1 69 29 440 www.restaurantscherz.de

Gelungen wäre es ein Gedicht: Zicklein

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