Strauß: Lebendige Tradition
Im Besitz der Familie Maier ist das urige Schwarzwälder Gasthaus seit über 200 Jahren. Seit Anfang 2022 führt es die Tochter Magdalena – ein Glücksfall
Wie aus dem Bilderbuch wirkt der Schlegelfranzenhof im Breitnauer Ortsteil Siedelbach, zu dem auch das Gasthaus Strauß gehört: Das heruntergezogene Dach des Holzhauses bietet Schutz vor der Kälte in rund tausend Meter Höhe im Südschwarzwald nahe dem Titisee. Daneben die Stallungen für die vielen Rinder, die im Sommer auf den üppigen Weiden grasen. Jahrhundertelang wurden von der Familie sowohl das Gasthaus wie auch die Landwirtschaft betrieben. Inzwischen ist das Vieh verpachtet und die jahrelang geschlossene Gastronomie führt jetzt die Tochter Magdalena Maier – ein Glücksfall von einer gelungenen Erbfolge.
Wie aus dem Bilderbuch: Traditionsgasthaus Strauß
Einen ungemein sympathischen und offenen Eindruck macht die Anfang 30-Jährige, die als gelernte Hotelkauffrau jahrelang auch im Ausland gearbeitet hat – und dort sicher ebenfalls hätte Karriere machen können. Um so erfreulicher, dass sie wieder in den schönen Schwarzwald zurückgekehrt ist, was der Traditionsgaststätte eine gute Perspektive in diesen nicht leichten Zeiten bietet. Wobei mir der Vater versichert, dass er keinerlei Druck ausgeübt hat – und dass seiner Tochter nun alles gehört. „Sonst funktioniert es nicht“, meint er. Wer seit über 200 Jahren ein Gasthaus führt, weiß halt irgendwann, wie´s geht.
Nach kurzem Zögern setzt sie sich auf meine Bitte auch auf die Bank vor dem Ofen für das Foto. Ein Nachbau ist dieser Ofen. Denn das Original ist 1995 bei einem Brand wie auch der gesamte Hof zerstört worden. Doch schon zwei Jahre später ging es gottseidank wieder mit einem Holzhaus im alten Stil weiter.
Souveräne Gelassenheit schon mit Anfang 30: Magdalena Maier
Eine ausführliche und originell gestaltete Karte reicht der Vater, der zusammen mit seiner Tochter den äußerst gastfreundlichen Service verantwortet. Sie umfasst wenige Weine, darunter einen Tropfen vom Kaiserstühler Spitzengut Salwey und das großartige Pils der Brauerei Rogg aus dem nahen Lenzkirch für 4,80 Euro die 0,5 Literflasche. Es gibt Flädlesuppe und fein angemachte Salate sowie natürlich eine gute Auswahl an Wurst und Fleisch. Ich wähle das einen guten Überblick verschaffende Vesperbrett zu 30 Euro für zwei. Begeisternd die Brat-, Blut- und Leberwurst, der in feine Streifen geschnittene, klug sparsam angemachte Elsässer Wurstsalat, der leicht zu salzige, hausgeräucherte Speck, Käse mit Bockshornklee aus dem nahen Göschweiler. Vollendet wird der Genuss vom formidablen, im Holzofen selbst gebackenen Brot.
Vieles ist selbst gemacht: Urchiger Vesperteller
Die junge Chefin, die hier schon als kleines Kind bedient hat, legt Wert auf eine Sache – auch wenn es viele einheimische Gäste nicht begeistert: Alles wird in ausgesuchter Qualität angeboten, was die Preise leicht erhöht. Trotzdem finde ich das richtig, lieber weniger und das hervorragend. Auf lange Sicht wird sich das durchsetzen. Hoffentlich hält sie solange durch.
Wie richtig dieser Weg ist, zeigen für höchst angemessene 12 Euro die zwei fluffigen Fleischküchle aus 100 Prozent Rindfleisch mit einem Kartoffelsalat, der für meinen Geschmack etwas schlotziger sein könnte. Unbedingt erwähnen muss ich noch die sehr saftigen Schweineschnitzel, die es wie vieles auf der Karte in groß und klein gibt. Wobei die kleine Portion für 12 Euro völlig ausreichend ist, finde jedenfalls ich. Natürlich musste ich noch die beiden selbst verfertigten Liköre für je drei Euro probieren. Zum einen den auf Schwarzen Johannisbeeren basierenden Gartenhägler (ein Dialektwort für Gartenzaun) und den Eierlikör. Beide munden ausgezeichnet, sind mir aber einen Hauch zu süß, aber ich bin nicht der Maßstab.
Fazit: Ein zukunftsträchtiges Konzept, das sicher langfristig erfolgreich sein wird.
Feine Frikadellen und Kartoffelsalat, der für mich schlotziger sein könnte
Gasthaus zum Strauß Siedelbach 2, 79 874 Breitnau. Mo, Do, Fr ab 17 Uhr. Am Wochenende ab 11 Uhr 30. Von November bis März ist zu. 076 52/382. www.gasthaus-strauss.de
Zum Wandern ist die Gegend mit ihren sanften Hügeln ideal – vor allem, wenn die Beine nicht mehr so recht wollen. Auch Radfahrer lieben die abwechslungsreiche Landschaft. Erfreulich ist die vielfältige Pflanzenwelt, wo etwa der giftige Fingerhut blüht. Lohnend sind kleine Ausflüge ins beschauliche Hinterzarten, an den beliebten Titisee und zur wildromantischen Ravennaschlucht.
Verführerisch schön, aber leider giftig: Fingerhut